Die Geburtsstunde der Schule

Am 1. Mai 1898 war ein großer Tag. Die Errichtung der Fortbildungsschule für Handlungslehrlinge. Ab diesem Tag waren alle Handlungslehrlinge, die das 18. Lebensjahr nicht vollendet haben, dazu verpflichtet, die von der Stadt errichtete Fortbildungsschule zu besuchen und an deren Unterricht teilzunehmen. Damit gebührt der heutigen Berufsbildenden Schule Haarentor das Prädikat, die älteste Schule ihrer Art im Oldenburger Land zu sein. Café Klinge, ein beliebter Treffpunkt von Berufs- und später Handelsschülern.

Die Kaufmännische Fortbildungsschule (1905 - 1925)

Am 1. Mai 1905 wurde aus der Fortbildungsschule für Handlungslehrlinge die Kaufmännische Fortbildungsschule (Handelsschule). In den Jahren bis zum 1. Weltkrieg wurde diese in kleinen Schritten ausgebaut. Dieser Ausbau galt nicht nur für die Schulgröße, sondern auch für die Unterrichtsbreite und -gestaltung. Jetzt bezog sich die Schulpflicht nicht nur wie bisher auf Handlungslehrlinge, sondern auch auf Schreiblehrlinge und Berufsanfänger ohne Lehrvertrag.

Also wurden die Schüler je nach Leistung in die Klassen A, B oder C eingeteilt. A stand für gute Leistungen, B für durchschnittliche und C für schwache Leistungen. In diesen Jahren wurde der Unterricht stärker als vorher berufsbezogen ausgerichtet. Der Unterricht spiegelte den Jugendlichen die berufliche Wirklichkeit wider.

Die Kaufmännische Fortbildungsschule (1905 - 1925)

Dr. phil. Max Mehner, der damalige Schulleiter, nahm prägenden Einfluss auf die Entwicklung der Schule. Unter seiner Führung wurde unsere Schule ausgebaut und weiterentwickelt. Er sorgte dafür, dass wir die Position einer Volksschulfortsetzung verlieren und ein eigenständiges wirtschaftliches Bildungsprofil gewinnen. Überdies spielte er lange Jahre eine gestaltende Rolle in der Oldenburger Bildungsszene. Bis zum Frühjahr 1921 behielt er den Job, dann wechselte er ins Schulministerium und Karl Bollmann übernahm den Job als Schulleiter.

Die Stagnation im 1. Weltkrieg

Im Mai 1914 lief noch alles so, wie es sollte, also in geordneten Bahnen. Im Laufe des Jahres 1914 bis 1916 überlegte die Schulleitung, drei Verkäuferinnenklassen und eine Kontoristinnenklasse einzurichten. Die nötigen zusätzlichen Räume werden in der Huntestraße 6 freigemacht; die Einstellung einer sehr jungen Diplom-Handelslehrerin namens Erika Klose steht bevor. Zur Ausführung kommt dieses jedoch wegen der beginnenden Kriegshandlung nicht. Insgesamt sechs Mädchen besuchen dann aber doch zwischen 1914 und 1918 die Schule, allerdings jeweils nur eine Zeit lang und z. T. auf die Englischkurse beschränkt. Durch den Krieg kam es zu vielerlei Problemen: Unter anderem kam es zu finanziellen Problemen. Außerdem fielen Lehrkräfte durch freiwilligen Kriegsdienst aus. Im August 1914 kommt es zu dem Beschluss, die schulische Arbeit einzustellen. Im September wird die Schule allerdings aufgrund mehrheitlicher Wünsche der Betriebe wieder eröffnet, allerdings kommt es dadurch zu Unterrichtskürzungen.

Schüler- und Klassenzahlen zur Kriegszeit:

Schuljahr

Gesamtschülerzahl

  Klassenzahl

1914/1915

253

  15

1915/1916

224

  13

1916/1917      

200

  12

1917/1918

200

  12

1918/1919

184

  10

heute

2300

  ca. 120

Die Fortentwicklung von 1918 - 1925

Nach den Kriegsjahren folgt für die Schule eine Phase der Neuorientierung. So wird gleich am Anfang des Schuljahres die berufsschulische Mädchenbildung eingeführt, die schon fünf Jahre vorher ins Auge gefasst wurde. Insgesamt können im Schuljahr 1919/1920 286 Schülerinnen und Schüler verzeichnet werden. Sie teilen sich in folgende Sparten auf:

  • Handelslehrlinge
  • Schreiberlehrlinge
  • Verkäuferinnen
  • Kontoristinnen

Die Zeit von 1925 - 1939

Die Gründung der Höheren Handelsschule 1925:
Am 1. Mai 1925 wurde die Höhere Handelsschule ins Leben gerufen. Vorher gaben der Schulvorstand, die Stadtverwaltung, der Finanzausschuss und der Gesamtstadtrat einheitlich grünes Licht dafür. Die Höhere Handelsschule ist einjährig. Der Besuch setzt den mittleren Bildungsabschluss voraus.

 HH – Klasse des Jahrganges 1927 –1928

Die Einrichtung der Mittleren Handelsschule (1927)

Einen ebenso positiven Beginn und Verlauf kennzeichnet die „Mittlere“ Handelsschule. Nach den entsprechenden Vorbereitungen und Genehmigungen wird sie zum Schuljahr 1927/1928 ins Leben gerufen. Auch sie ist als eine einjährige Vollzeitschule konzipiert, nimmt aber im Gegensatz zur Höheren Handelsschule Jugendliche mit einem Volksschulabschluss auf. Zielsetzung ist es, Wünschen der Betriebe und der Administration folgend, die jungen Menschen auf Berufe in der Wirtschaft und Verwaltung vorzubereiten. So ähnelt diese Handelsschule sehr stark der Höheren. Ein besonderes Kennzeichen der „Mittleren“ Handelsschule ist ihr starker Zulauf. Nachdem sie im ersten Jahr mit 33 Schülerinnen und Schülern begonnen hat, steigen die Anmeldungen so an, dass es in einigen Jahren zu Parallelklassen kommt.

Die Kriegsjahre

Der Krieg bleibt naturgemäß nicht ohne Einfluss auf den Schulbetrieb; vor allem sieht sich die Unterrichtssituation zunehmend Erschwernissen ausgesetzt. Die Hauptursache liegt in der Reduzierung der Lehreranzahl. Vom 18-köpfigen Kollegium erhalten noch im Jahr 1939 fünf ihre Einberufung zum Militär. Dem stehen zwar zwei Neueinstellungen 1939 und 1941 gegenüber, sie werden jedoch durch eine Pensionierung und einen Todesfall ausgeglichen. Danach werden weitere sechs Personen einberufen. Dadurch schmilzt die Lehreranzahl auf weniger als die Hälfte zusammen. Somit kommt ein hoher Unterrichtsausfall auf die Schülerinnen und Schüler zu.

Die Schülerzahlen sind durch drei neue Klassen drastisch gestiegen.

Der Neuaufbau (1945 - 1950)

Nach dem Krieg gab es keinen Unterricht. Viele Lehrer sind im Krieg geblieben, sind gefallen, wurden gefangen gehalten oder fielen wegen anderen Gründen aus. Darunter ist auch der Direktor, Dr. Görlitz, der sein Amt verliert und erst Jahre später wieder an die Schule geht. Zu dem Zeitpunkt nimmt der stellvertretende Schulleiter Rösler im Einvernehmen mit der Militärregierung alles Nötige zum schulischen Wiederaufbau und zur Koordinierung der einzelnen Schritte in die Hand. Die verbliebenen Lehrer fangen an, den Unterricht wieder vorzubereiten.

Das Jahrzehnt von 1960 - 1970

Die 60er Jahre waren im Gegensatz zu den 50ern eher unruhig. Das schulische Geschehen war nachhaltig durch Raumprobleme gekennzeichnet. In diesen Jahren wurde das Wirtschaftsgymnasium geschaffen, an dem man jetzt das volle Abitur absolvieren kann. In der Zeughausstraße wurde zur Raumentlastung ein neues Gebäude bezogen. Durch dieses „neue“ Gebäude (früher war dies eine Kaserne) gibt es 15 neue Unterrichtsräume sowie einen Schreibmaschinensaal und einige kleine Funktionsräume. Das Problem hierbei war, dass die Schule nun in mehrere, auseinander liegende Gebäude getrennt war. Dadurch entstanden organisatorische Probleme.

Ein weiteres Problem war, dass es keine Gasheizung gab, sondern lediglich einige Heizkessel. Im Winter wurde dadurch der Unterricht stark erschwert, weil die Heizkessel nicht die nötige Leistung brachten. Die Schüler froren in den Klassenräumen.

Das Wirtschaftsgymnasium

An der Wende von den 50ern zu den 60ern wird das neue Wirtschaftsgymnasium eröffnet. Der Ausgangspunkt reicht zurück bis ins Jahr 1958. In dieser Schulform konnte das Vollabitur erreicht werden. Die Unterrichtsfächer und ihre Inhalte ähnelten sehr denen der Wirtschaftsoberschule, allerdings mit einer leicht reduzierten Fachbezogenheit. Außerdem musste, wie auf Gymnasien normalerweise unterrichtet, mindestens eine zweite Fremdsprache gelehrt werden. Real- und Berufsschüler mussten dies nachweisen. Die Schüler dieser Schulform sollten „die Strukturzusammenhänge und Entwicklungen unserer Gesellschaft verstehen und erkennen, dass Spannungen entstehen zwischen der drängenden Entwicklung der Technik, dem Zwang zur Arbeitsteilung in der Wirtschaft, den Ansprüchen auf individuelle Freiheitsräume innerhalb einer demokratischen Lebensordnung und den im sittlichen begründeten Gesellschafts- und Rechtsordnungen.“

Der Neubau (1970/1971)

Das Schuljahr 1970/1971 bringt dann die Fertigstellung und den Einzug in das rund 4,0 Mio. DM (heute: etwa 2,05 Mio. €) teure Gebäude. Im unteren der vier Geschosse gruppieren sich um die große Pausenhalle und den Lichthof die Verwaltungs- und Betriebsräume. Die drei oberen Etagen enthalten 25 allgemeine Unterrichtsräume und fünf Fachräume (2 Schreibmaschinensäle, 1 Klassenzimmer mit Rechenautomaten, 1 Drogeristenfachbereich und 1 Bürokundenraum). Vervollständigt wird das ganze durch ein Hausmeisterhaus, einen überdachten Pausengang zwischen den beiden Schulgebäuden, einer Neuanlegung des Schulhofes, überdachte Fahrradstellplätze und Autoparkbereiche.

Schaffung und Aufbau der Fachoberschule (1969)

Die Fachoberschule ist ein neuer Schultyp in Deutschland. Die Idee dazu geht zurück auf einen Beschluss der Ministerpräsidentin aus dem Jahr 1986. Die Fachoberschule stellt eine fachlich ausgerichtete Oberschule dar; sie soll durch eine Integration von allgemeinen Bildungsgehalten und einer fachtheoretischen Grundlegung in Verbindung mit einer fachpraktischen Ausbildung zur Fachhochschulreife führen. So ist die Fachoberschule eine im berufsbildenden Schulwesen eingebettete, deutlich über die mittlere Reife hinausgehende Qualifikationsstufe. An unserer Schule wird am 1. Oktober 1969 mit einer Klasse 11 die Fachoberschule Wirtschaft eröffnet. Es werden 24 Schülerinnen und Schüler aufgenommen, die über den mittleren Bildungsabschluss verfügen. Im Schuljahr 1975/1976 kommt noch die Fachoberschule Verwaltung und Rechtspflege hinzu.

Die Zeit von den 1980ern - 1998

In den 80er Jahren gab es an unserer Schule einen hohen Anstieg der Schülerzahlen. 1985 - 1987 hatten wir fast 5.500 Schülerinnen und Schüler an unserer Schule. Die Gründe waren die steigende Attraktivität der Berufe in Wirtschaft, Rechtspflege/Verwaltung und Gesundheit. Außerdem wurden die Bevölkerungszahlen in Oldenburg immer höher. Dadurch entstand dieser Schülerberg. Besonders stark schlägt sich dieser Schülerberg an den Berufsschulen durch. Die Zahlen klettern von 3.650 im Schuljahr 1979/1980 auf über 4.700 im Schuljahr 1986/1987. Dahinter verbirgt sich eine anerkennenswerte Bereitschaft der Betriebe und Behörden, Schüler auszubilden.

Das Lernbüro (1992/1993)

Im Schuljahr 1992/1993 wurde das Lernbüro eingerichtet. Dieses Büro ist ein zentraler Unterrichtsteil der beiden einjährigen Berufsfachschulen. Dieser Raum ist mit modernster Büroausstattung ausgerüstet. Die Schüler lernen in der sog. „Novum - GmbH“ praxisorientiertes Arbeiten und erfahren mehr über die betrieblichen Geschäftsprozesse. Ein detailliertes Konzept dafür entwickelte ein Lehrerteam, bestehend aus: Angelika Neddermann, Willhelm Bruns und Wilfried Sauvageod. Die „Novum - GmbH“ ist eine fiktive Bürobedarfsgroßhandlung mit den entsprechenden kaufmännischen Abteilungen.

Das Problem Neubau

Am Anfang der 90er Jahre wurde schon klar, dass die provisorische Auslagerung der Schülerinnen und Schüler kein Dauerzustand sein kann. Aus diesem Grund wurde auf einem Gelände nahe des Famila-Centers ein neues Schulgebäude gebaut. Zum ersten Mal in der Schulgeschichte wurde eine Teilung der BBS I erwünscht. Der zweite Standort ist die heutige BBS Wechloy. An diesem neuen Gebäude werden folgende Schulformen unterrichtet: Berufsschule: Recht und Verwaltung sowie Absatzberufe aus dem Dienstleistungsbereich, Banken und Versicherungen

... zum Schluss ...

Wir hoffen, dass dieser kleine Einblick in die Geschichte unserer Schule für Euch informativ war und es Euch nicht zu langweilig geworden ist. Wir haben uns durch den 296-Seiten-Wälzer „100 Jahre Berufsbildende Schulen I“ durchgearbeitet und versucht, das Wichtigste und Interessanteste herauszuschreiben.

Viel Spaß an dieser Schule !!!