Matthias Ripken, Leeuwarden - Niederlande

Unser Schüler Matthias Ripken (IK3b) beherrscht nicht nur Geschäftsenglisch auf allerhöchstem Niveau (Gratulation zum bestanden BEC Higher mit Bestnote A!) nein, er spricht auch ganz respektabel Niederländisch. Gegenwärtig absolviert er ein 8 wöchiges Betriebspraktikum in Leeuwarden, gefördert durch Leonardo da Vinci Schülermobilitäten. Dies ist sein Webbericht:

Anreise und Unterkunft

Meine Anreise nach Leeuwarden mit dem Zug von Oldenburg ist sehr gut verlaufen, die Reisezeit beträgt ca. 3,5 Stunden, mit dem Auto wäre es in ca. 2 Stunden zu schaffen.

Während der Fahrt kann man sich schonmal mit der Friesischen Landschaft vertraut machen, die, wenn auch schwierig zu glauben, noch flacher ausfällt als bei uns im Nordwesten. Es ist alles sehr grün, sehr weitläufig und sehr schön.

Ich wohne zur Zeit in einer WG mit einem Niederländer, was für meine sprachliche Entwicklung natürlich durchaus förderlich ist, zusammen, recht zentral im schönen Leeuwarden.

Sprachkurs

Ich habe aus praktischen Gründen bereits einen 40-stündigen Intensivsprachkurs an der VHS in Oldenburg absolviert, der mir bereits einen kompakten Einblick in die niederländische Sprache sowie auch in diverse Aspekte der Kultur ermöglicht hat.

Hier in Leeuwarden versuche ich natürlich bestmöglich, mit meinen Kollegen so viel Niederländisch wie möglich zu lernen, besonders die Fachbezeichnungen der Artikel sind dabei natürlich nicht immer einfach, aber irgendwie liegt es dann ja doch recht nahe am Deutschen. Besonders schwierig fällt mir hier die Unterscheidung, also überhaupt festzustellen, ob denn gerade in Friesisch (ist hier die zweite Regionssprache) oder Niederländisch kommuniziert wird.

Zusammen mit meinem Mitbewohner versuche ich - gegen Austausch von deutschen Vokabeln - auch in meiner Freizeit, so viel und so schnell wie möglich zu lernen, oftmals fallen wir aber doch ins Englische zurück, das hier von so ziemlich jedem fließend gesprochen wird.

Arbeit im Betrieb

Ich arbeite bei einem Grosshändler für Farben, Lacke und Zubehör, der mit etwa 100 Mitarbeitern und 13 Filialen ein gut vertretenes Unternehmen darstellt.

Die Zentrale und das Hauptlager der Firma liegt in Emmen, von hier werden die einzelnen Filialen, aber auch manche Großkunden direkt beliefert.

Ich arbeite in Heerenveen, einer kleinen Stadt, die ca. 30 km südlich von Leeuwarden liegt. Morgens fahre ich mit dem Fahrrad zum Bahnhof, dann mit dem Zug und dann mit dem Fahrrad weiter zur Arbeit. Für mich ist das Pendeln zwar ungewohnt, aber es dauert max. 40 min pro Strecke.

Hier in Heerenveen arbeiten zwischen drei und sechs Mitarbeiter in der Filiale, ich wurde von meinen Kollegen vom ersten Tag an unglaublich gut aufgenommen, alle sind hier wirklich sehr nett, hilfsbereit und immer für einen Spaß zu haben. Das Arbeitsklima ist alles in allem als äußerst positiv zu bewerten. Zwar sind die Arbeitszeiten hier mit 40 Stunden etwas länger als bei uns und ich werde am 3. Oktober natürlich auch keinen freien Tag haben, aber die Arbeit hier und die Kollegialität machen das schnell wieder wett.

Meine Haupttätigkeiten umfassen hier

- das Kontrollieren, Einbuchen und Anschließende einsortieren der täglich aus Emmen
oder anderen Filialen angelieferten Waren
- die Erfassung von Kundenaufträgen im PC und die anschließende
Kommissionierung und Verpackung der bestellten Waren
- die Bestandskontrolle und Pflege von Stückzahlen, Stellplätzen, Verbrauch,
Sicherheitsbeständen u.a. Daten im System
- das Mischen von Farbe aus Kundenbestellungen an einer der Farbmischmaschinen

Das alles macht den Großteil meiner Arbeit aus, natürlich gibt es noch schöne und abwechslungsreiche Gespräche am Kaffeevollautomaten (mit Keksen), gemeinsame Mittagspausen, Kundenbesuche, Auslieferungsfahrten und auch das Hauptlager in Emmen habe ich schon besucht, um die Arbeitsabläufe dort kennenzulernen.

Freizeit

In Leeuwarden gibts es zwar 'nur' 95.000 Einwohner, aber da es hier drei Universitäten bzw. Hogeschoolen gibt, ist die Studentendichte sehr hoch, was Leeuwarden zu einer recht jungen, vor allem aber sehr lebhaften Stadt macht.

Durch meinen Mitbewohner und diverse Couchsurfer in Leeuwarden und Heerenveen habe ich hier bereits eine Menge netter Leute kennengelernt. Manchmal gehen wir abends essen, da man allerdings für zwei Personen in einem Restaurant schnell mal bei 50 - 70 Euro landet, treffen wir uns öfter zum gemeinsamen Kochen.

Die Stadt und die, gerade im direkten Vergleich mit Deutschland, beeindruckenden Universitäten habe ich in der ersten Woche bereits mit dem Fahrrad erkundet. Mit dem typisch holländischen Flair der Gebäude und der die Stadt durchziehenden Grachten bietet Leeuwarden ein wirklich faszinierendes Stadtbild, wenn man sich nicht zufällig wieder verfahren oder verlaufen hat und sich dadurch der falschen Gasse oder aber auch mal im ausgedehnten Rotlichtmilieu wiederfindet.

Am ersten Wochenende war ich mit ein paar Freunden bei einer der größten Flugshows des Landes, welche nur alle 5 Jahre stattfindet. Ein beeindruckendes, wenn auch recht kühles Ereignis, das Wetter ist hier meist nicht viel anders als in Norddeutschland.

Feiern kann man in Leeuwarden durch die hohe Studentendichte auch recht gut, vor allem Donnerstags und Samstags. Die Leute sind im allgemeinen unglaublich offen und gut gelaunt, und das auch außerhalb des Einzugsgebiets der Coffeeshops. Das Land, die Kultur und die Menschen machen den Aufenthalt in Leeuwarden bisher wirklich zu einer tollen Zeit.

Fazit:

Ich bin nun bereits seit 10 Tagen wieder in der Heimat, es wird also höchste Zeit für einen Abschlussfazit.

Nach insgesamt acht Wochen Praktikum blicke ich auf eine schöne, ereignisreiche und aufregende Zeit zurück. Von meinem ersten Tag und meiner neuen Wohnung in Leeuwarden über meinen ersten Arbeitstag, mein tolles Team, was mich so herzlich aufgenommen hat, über neue Arbeitsumfelder, neue Freunde bis zum schnell erreichten letzten Tag.

 Es war insgesamt eine wirklich tolle Erfahrung, auf die ich unter keinen Umständen verzichten möchte. Auch wenn das Wetter und die Auftragszahlen manchmal ein bisschen besser hätten sein können (an alle folgenden Praktikanten: Kommt im Sommer!), so bin ich doch froh über die Ermöglichung des ganzen Projekts. Denn wo und wie hat man schon die Gelegenheit, auch mal während seiner Ausbildung und nicht nur während eines Studiums eine längere Zeit im Ausland zu verbringen?

Tot ziens en een leuke stage,

 Matthias