Ole W., Industriekaufmann, Frühjahr 2019 in Finnland

Anreise

Ich bin von Hamburg aus geflogen und musste somit erst einmal nach Hamburg kommen. Um 07:00 Uhr ging es los zum ZOB. Dann bin ich von Oldenburg nach Bremen gefahren und von Bremen nach Hamburg. Ein weiterer Zug brachte mich dann zum Flughafen in Hamburg. Am Flughafen war ich ca. um 10:00 Uhr. Es folgte das übliche Prozedere wie Check-in und ähnlichem. Um 12:55 Uhr startete der Flieger Richtung Helsinki. Beim Landeanflug haben sich alle geärgert oder gefreut, denn es schneite. Nachdem ich mein Gepäck abgeholt habe, musste ich zur Bahnstation im Flughafen. Von da aus fuhr ich nach Tikkurila und weiter nach Hyvinkää, meinem Wohnort. Am Bahnhof wurde ich von Sirpa, einer Mitarbeiterin der Fachhochschule, abgeholt und zu meinem Raum gebracht. Dort wurde ich freundlich von den Studenten empfangen.

Unterkunft

Da meine ursprüngliche Unterkunft verkauft wurde, musste ich innerhalb weniger Wochen eine neue Unterkunft finden. Ich wohnte nun in einem Studentenwohnheim mit ca. 20 Studenten, darunter vier anderen Deutschen. Mit in meinem Appartement wohnten Jannik (Deutsch) und Javi (Mexikanisch). Die Wohnung ist einen 30-minütigen Fußmarsch entfernt von der Bahnstation und Hyvinkää ist zwar klein, gilt jedoch trotzdem als Pendlerstadt. Es gibt sehr viel Natur und nur kleine Supermärkte. Jedoch gibt es im Zentrum der Stadt eine kleine Mall. 

Arbeit

Ich arbeite innerhalb der drei Wochen bei Reka Cables Ltd. Wie der Name schon verrät, produziert Reka Cables Ltd. Kabel aller Art. In der ersten Woche wurde mir das Unternehmen vorgestellt, ich habe an diversen Meetings teilgenommen und die Produktionsstätte in Riihmaki besichtigt. Meine Aufgaben waren sehr vielfältig. Zuerst habe ich eine Übersicht der vielen Standard-Verträge, die die Reka Cables Ltd. benutzt, erstellt und nach mehr Kriterien für die Übersicht gesucht. Danach habe ich die Unterschiede zwischen den Kabelproduzenten in Deutschland und Reka Cables Ltd. recherchiert und mich vor allem auf das Problem der Kabeltrommeln fokussiert. Diese werden immer technischer, denn sie sind teuer und werden nicht immer zurückgebracht oder sogar gestohlen. Somit werden Features wie GPS-Ortung und ähnliches eingebaut. Meine letzte Aufgabe in der ersten Woche war die Vervollständigung von den Daten der Kundenreklamationen bzw. -beschwerden.

In der zweiten Woche habe ich einige Daten analysiert und ausgewertet. Diese Daten beschränkten sich in erster Linie auf Produktionskennzahlen. Ende der zweiten Woche bis Ende der dritten Woche durfte ich die Produktionsstätte in Hyvinkää besuchen und dort im Lagereinkauf helfen. Ich war auch eineinhalb Tage an zwei verschiedenen Produktionslinien. Die letzten Tage verbrachte ich wieder im Büro und arbeitete weiter an der Auswertung der Produktionszahlen. 

Das Verhältnis zu Kollegen ist sehr anders im Vergleich zu Deutschland. Man benutzt wenig die Namen und spricht die meisten Leute direkt an. Niemand wird mit dem Nachnamen angesprochen, egal ob Azubi oder Geschäftsführer. Auch wenn Finnen und Finninnen erst sehr introvertiert und distanziert wirken, wenn man erstmal mit ihnen ins Gespräch kommt, sind sie eine offene und durchaus sehr freundliche und hilfsbereite Nation. Das Kommunizieren fiel oft leicht, denn auch wenn Finnland sowohl Finnisch als auch Schwedisch als Nationalsprache hat, sprechen die meisten Finnen sehr gut Englisch. Die meisten Programme waren ebenso in Englisch verfügbar. 

Freizeit

Da ich in einem Studentenwohnheim gelebt habe, hatte ich immer Leute, die bereits Pläne hatten und mich gerne mitgenommen haben, ob zu Partys oder mit nach Helsinki. Ich habe aber auch Helsinki alleine besichtigt und habe bei dem Einsetzen des Segelboots meines Kontakts, Niklas, geholfen. Danach sind wir in den Hafen gesegelt. Ein Highlight war für mich die Kanufahrt durch den Nuuksio Nationalpark in Espoo. Espoo und auch Vantaa sind zwei weitere große Städte in Finnland, die jedoch so nah an Helsinki liegen, dass sie oft mit zu Helsinki gezählt werden. Der Flughafen Helsinki liegt zum Beispiel streng genommen auch in Vantaa und nicht in Helsinki. Die Sauna im Studentenwohnheim war eine sehr angenehme Überraschung, die ich in der Woche nach der Arbeit nutzen konnte.

Fazit

Nach drei Wochen blieb mir immer noch die schöne Natur in Erinnerung. In Finnland gibt es noch so viele grüne und unberührte Orte. Ebenso hat mich begeistert, dass jedermann eine Sauna besitzt, auch billigere Studentenwohnheime. Helsinki war natürlich auch schön und anders als große deutsche Städte, erst recht der Hafen und dortige Angebote wie Pools im Hafen oder Saunas mit Blick auf die Schiffe, aber für mich nicht so einzigartig wie die Umgebung. Es gab kaum Ackerland und man hat sich jedes Mal gewundert, wenn man auf Gebäude traf, denn man fühlte sich als Deutscher die meiste Zeit wie in einem riesigen, nie endendem Wald aus Seen und Bäumen. 

Ich habe mir die Zeit in Finnland etwas anders vorgestellt, etwas weniger stressig. Jedoch würde ich es auf jeden Fall wieder machen. Durch die Arbeit innerhalb der Woche, ich hatte eine relativ normale Arbeitszeit mit ca. 38 Stunden pro Woche, und ein paar kleinen Verpflichtungen durch Erasmus+ kann man nur kleinere Ausflüge in der Woche einplanen und will die Zeit am Wochenende voll ausnutzen, was zu einem sehr vollen 3-Wochen-Zeitplan führt. Wenn einem dies aber nicht von der Begeisterung für das Land und tollen Erlebnissen abhält, kann ich das Programm Erasmus+ nur empfehlen.