Alessandra H. (Kauffrau für Bürokommunikation, Kb1b) London, England

Gibt es etwas Besseres als die Vorweihnachtszeit in London zu verbringen? Wohl kaum! Dies dachte sich auch unsere Schülerin Alessandra H. und saß deshalb kurz nach unserer Informationsveranstaltung zu Auslandspraktika in der EU im Flieger Richtung London. Die nächsten 6 Wochen waren aufregend, wie ihr folgender Bericht zeigt...

Ich bin Alessandra, 20 Jahre alt und Auszubildende bei der Bäderbetriebsgesellschaft Oldenburg. Ich habe mich gleich, als ich von dem Leonardo- Programm hörte, für ein Auslandpraktikum interessiert, aber dass ich dann kurz darauf schon in London sitzen würde, hätte ich nicht für möglich gehalten. Das Angebot kam also total überraschend (ich hatte 1 Woche Vorbereitungszeit), mein Chef und meine Ausbilderin stimmten aber glücklicherweise sofort zu. Beide sehen darin eine riesen Chance für mich und ich bin ihnen unglaublich dankbar, dass sie mir das ermöglicht haben.

Anreise/Unterkunft

Meine Reise begann am 11.11.2012 am späten Nachmittag in Bremen am Flughafen. Da ich mit GermanWings geflogen bin musste ich über Stuttgart fliegen. Der Flug von Stuttgart nach London- Standsted war sehr anstrengend, da mir ein Kind die ganze Zeit über in den Rücken trat. Ich landete aber einigermassen wohlbehalten in London und war einfach nur glücklich als ich im Bus Richtung Stratford saß. Von da aus musste ich noch ein paar Stationen weiter mit der U- Bahn Richtung Woodford, wo ich bei Susan und Tony lebe. Die beiden haben ein wunderschönes Haus, in dem ich mich sehr wohl fühle. Susan ist eine großartige Köchin und mit Tony kann man sich wunderbar unterhalten. Ich liebe ihren englischen, bzw. irischen Humor!

Ich habe ein hübsches Zimmer unterm Dach mit eigenem Bad. Von da aus kann ich in den Garten gucken und die Aussicht wenn die Sonne morgens aufgeht ist unbeschreiblich schön!

Woodford liegt etwas außerhalb von Central London, weshalb ich jeden Tag mit der Bahn 40 min zur Sprachschule fahren musste und jetzt 1 Stunde zur Arbeit. Das ist aber kein Problem, in der Zeit kann man noch ein wenig lesen oder Musik hören, falls man nicht wie eine Sardine an die Achsel eines 50-jährigen Inders gepresst wird. ;-)  Die Londoner U- Bahnen sind also zur Rush Hour wahnsinnig voll.

Sprachschule

Die Sprachschule, die ich 2 Wochen besucht habe, hieß Kaplan. Meine beiden Lehrer, Colm und David waren super nett und leicht verständlich. Der Unterrichtsstoff war interessant und hat viel Spass gemacht, aber ich glaube, wenn man in ein englischsprachiges Land geht, ist eine Sprachschule fast „überflüssig“. Ich persönlich habe zu mindestens festgestellt, dass ich viel besser lernen kann, wenn ich einfach drauf losplapper- und Susan korrigiert mich dann.

Die Sprachschule ging von Montags bis Freitags, immer 5 Stunden. Man hatte also nachmittags noch Zeit was mit anderen Studenten zu unternehmen. Allein in meiner Klasse mit 15 Leuten waren wir 10 verschiedene Nationen! Total interessant!

Arbeit

Nach den 2 Wochen in der Sprachschule begann die Arbeit bei einem Kaufhaus aus dem 18. Jahrhundert, das unter anderem der Hoflieferant der Queen ist. Es liegt im Herzen von London, Picadilly, und wurde erst in diesem Jahr wieder von den Royals besucht.

Ich habe die große Ehre, das Buying- Team unterstützen zu dürfen. Ich habe immer was zu tun, größtenteils am Computer, leider sind es oft die gleichen Aufgaben. Aber manche Dinge müssen einfach erledigt werden und ich freue mich, wenn ich dem Team Arbeit abnehmen kann, die viel Zeit beansprucht. Dafür durfte ich aber auch schon einen ganzen Tag im Shop helfen, genauer gesagt in der Babyabteilung. Das war eine tolle Abwechslung, die ich sehr genossen habe.

Freizeit

In meiner Zeit hier habe ich viel von London und der Umgebung gesehen. Ich kenne nun alle Parks und Museen, jeden einzelnen Starbucks (von denen es hier alle 20 Meter einen gibt) und die wichtigsten Shoppingmöglichkeiten. Ich habe verschiedene Stadtteile kennengelernt, wie zum Beispiel das wunderschöne Greenwich. Außerdem habe ich mit anderen Studenten der Sprachschule „The Lion King“ besucht und war beim berühmten Stonehenge. Und ich habe Bath besucht, eine sehr alte Stadt, in der früher die Römer lebten.

Das interessante an London ist, dass die Londoner sehr speziell sind- nicht typisch englisch, aber schon mit englischen Zügen. Sitzt man beispielsweise morgens in der Bahn ist jeder für sich, jeder guckt auf sein Handy oder liest ein Buch. Ich würde es sogar bezweifeln, dass jemand bemerken würde, wenn sein Sitznachbar einen Herzinfarkt bekommt. Es ist also sehr annonym. Spricht man einen Londoner aber direkt an, kommt die englische Art sofort durch- herzlich, freundlich, familiär, hilfsbereit. Man beginnt schnell mit Smalltalk, auch wenn man sich gar nicht kennt, sogar auf einer öffentlichen Toilette ist mir das schon passiert. Man freut sich einfach über das nette Gespräch und geht dann getrennte Wege.

Fazit

Ich muss sagen, dass ich wirklich wenig Zeit hatte, mich auf das Praktikum vorzubereiten. Trotzdem hat dank großer Hilfe von Frau Rabin und Herrn Hancker alles super geklappt und ich bin sehr zufrieden. Natürlich kann nicht immer alles perfekt laufen, aber dann wäre diese Reise ja auch sinnlos gewesen. Denn ich bin schließlich hier um selbstbewusster, selbständiger und mutiger zu werden. Ich durfte England von einer ganz anderen Seite kennenlernen, obwohl ich Großbritannien schon oft besucht habe.

Ich kann jedem Auzubildenen nur empfehlen, ein Auslandpraktikum zu machen, man lernt viel dazu. Nicht nur über fremde Länder und andere Arbeitsstile, sondern auch über sich selbst.