Nadine B., Kauffrau für Bürokommunikation, Rouen, Frankreich, 30.08.-22.10.2013

Ankunft
Da ich bereits am Freitag vor Beginn meines Praktikums in Rouen angekommen bin, hatte ich an dem Wochenende noch genügend Zeit um meine Gastfamilie etwas näher kennen zu lernen und die wirklich schöne Stadt zu besichtigen. Aber da ein Wochenende immer viel zu schnell um ist, war es auch schon Montag – der Beginn des Sprachkurses. Ich war sehr nervös und aufgeregt, da ich nicht nur das erste Mal die Sprachschule besuchte, sondern auch gleichzeitig meinen Arbeitsplatz und meine Kollegen kennenlernen würde. Meine Ängste waren jedoch sofort verschwunden, da hier alle wirklich sehr sympathisch, hilfsbereit und freundlich sind und die Schule einen netten Eindruck vermittelt.

Sprachschule
Nachdem die neuen Schüler auf ihre Französisch-Kenntnisse getestet wurden, wurden sie auf die bereits bestehenden Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe besteht im Durchschnitt aus ca. 7-10 Schülern unterschiedlichen Alters und Nationalität. In meiner Gruppe waren beispielsweise noch eine weitere Deutsche, drei Libyer, eine Australierin, zwei Japanerinnen und ein Koreaner. Innerhalb der ersten Wochen hatten wir das Thema „Neue Technologien“ und einige Grammatik-Einheiten, wie beispielsweise Futur und Pronomen. Am Ende der Woche wurde das Erlernte dann in Form eines Rollenspiels wiedergegeben und die Lehrerin hat einem ein persönliches Feedback gegeben. In der zweiten Woche haben wir die Geografie, Politik und die Bevölkerungsentwicklung von Frankreich behandelt und die Grammatikeinheiten bestanden aus den Vergangenheitsformen. Zum Abschluss der Woche haben wir dieses Mal das Erlernte wiedergegeben, indem wir ein Land unserer Wahl mit Geographie, Politik und Bevölkerungsentwicklung vorgestellt haben. Da das der letzte Tag meines Sprachkurses war, musste ich an diesem Tag noch einen Test absolvieren, dessen Ergebnis mein End-Niveau widerspiegeln sollte – und siehe da: um 1 ½ Stufen verbessert ☺ !

Unterkunft und Gastfamilie
Wenn ich meine Unterkunft/Familie in einem Satz beschreiben sollte, wäre das vermutlich „Besser geht’s nicht!“. Ich habe wirklich Glück mit meiner Unterkunft. Ich bin in nur fünf Minuten Fußweg in der Innenstadt und in nur 10 Minuten bei der Bushaltestelle wenn ich zur Arbeit muss. Die Wohnung liegt an einer Einbahnstraße und verfügt über ganze vier Etagen. Im Eingangsbereich gibt es ein Wäschezimmer, die Durchgangstür zum Garten und ein weiteres Zimmer, wovon ich allerdings nicht weiß, was sich dahinter verbirgt. In der ersten Etage befindet sich die Küche und zwei großzügige Wohnzimmer sowie eine Waschküche. Auf der zweiten Etage befindet sich mein Zimmer, sowie das Zimmer der Gasteltern, ein weiteres Zimmer für Gäste und ein WC. Das Dachgeschoss verfügt über zwei Zimmer für meine Gastgeschwister, zwei Zimmer zur Vermietung an Schüler, ein Bad mit Dusche sowie eine weitere Küche.
Meine Familie ist sehr nett und aufgeschlossen. Die Eltern versuchen immer ein Gespräch aufzubauen und unterhalten sich in angemessenem Tempo mit mir. Der Gastvater und der Sohn haben mich mitgenommen zum Joggen, mit den Eltern war ich auf einem Bücherflohmarkt – also wird man super in das Familienleben integriert. Abends isst man in Frankreich für deutsche Verhältnisse ziemlich spät. In meiner Familie wird durchschnittlich gegen 19:45 Uhr – 20:00 Uhr gegessen. Meine Gastmutter kocht immer sehr gesund und vor allem frisch, was mir sehr gut gefällt. In anderen Familien – so habe ich gehört – ist das nicht der Fall. Da gibt es beispielsweise täglich Toast… 

Lernaufenthalt im Betrieb
Da meine Sprachschule auch gleichzeitig mein Betrieb ist, fing mein Praktikum auch direkt am ersten Tag des Sprachkurses an. Das soll heissen: In den ersten zwei Wochen vormittags von 9h30 bis 13h00 Sprachkurs, dann eine Stunde Mittagspause und anschliessend war ich von 14h00 bis 17h00 im Büro tätig. Ich musste während diesen zwei Wochen viele Recherchen machen, Informationsmappen erstellen und habe den Kollegen viel über die Schulter geschaut. Nachdem die ersten zwei Wochen – und somit auch der Sprachkurs – vorbei waren, begann mein Arbeitstag um 9h00. Der restliche Zeitablauf ist so geblieben. Nun hatte ich einen ganz neuen Aufgabenbereich. Ich habe einen Grossteil der Administration übernommen. Zu meinen Aufgaben gehörten das Telefon, Übersichten über die neuen Schüler und über die Schüler, die die Schule verlassen erstellen, Zertifikate vorbereiten, ausdrucken und an die Schüler verteilen, Verträge zwischen den Gastfamilien und der Sprachschule erstellen, die neuen Schüler in ein Inventar mit allen Schülern der Schule einfügen, neue Akten für Schüler anlegen, etc. Die grösste Hürde war das Telefonieren. Vor allem, wenn alle zuhören konnten. Aber das hat sich mit der Zeit gelegt und es hat sich verselbstständigt. Man bekommt viel Vertrauen geschenkt und darf viele Aufgaben übernehmen. Wenn man Fragen hat, wurden diese einem vernünftig beantwortet und wenn man etwas nicht sofort verstanden hat, hat man sich Zeit genommen um einem alles noch einmal langsam zu erklären. Alle Kollegen sind demnach sehr nett und ich habe sie richtig ins Herz geschlossen.

Freizeit
Da ich jeden Tag bis um 17h00 arbeiten muss, bin ich immer erst gegen 17h30 im Zentrum der Stadt. Abendessen gibt es durchschnittlich immer um 20h00, also bleiben mir immer ca. 2 ½ Stunden Freizeit. In der Zeit gehe ich entweder kurz in die Stadt, Joggen am Kai, ins Fitnessstudio oder spiele Squash mit anderen Schülern aus der Schule. Ich finde es jedoch sehr schade, dass es so spät Essen gibt, da man dadurch zeitlich wirklich begrenzt ist.

Am Wochenende mache ich hier meistens dasselbe wie unter der Woche, also auch viel Sport, Besichtigung der Stadt oder ich unternehme etwas mit anderen Schülern.

Wenn die Familie am Wochenende etwas unternimmt, werde ich immer integriert. So waren wir beispielsweise an einem Samstagmorgen in einem Tal und haben Beeren gepflückt und daraus später Marmelade gemacht. Also Alles in Allem habe ich schon genug Freizeit, lediglich die Sache mit dem späten Essen ist etwas schade und gewöhnungsbedürftig aber auch damit kann man für diesen Zeitraum leben.

---------

Nadines Reisebericht auf der MA-QuEM Seite: http://bbssyke.ni.lo-net2.de/maquem12/.ws_gen/?30

Dort sind auch viele andere Reiseberichte von weiteren Auszubildenden zu finden.