Viva España!

Unsere Schülerin Julia König wird zurzeit von der spanischen Sonne geküsst. Sie absolviert ein 8 wöchiges Praktikum in Sevilla, gefördert durch die Leonardo da Vinci Schülermobilitäten. Dies ist ihr Webbericht:

Ich bin 21 Jahre alt, mache eine Ausbildung zur Medienkauffrau Digital und Print bei einer lokalen Tageszeitung, bin zurzeit im 2. Lehrjahr und besuche wöchentlich die Berufsbildenden Schulen Haarentor in Oldenburg. Im Mai 2010 wurde das Leonardo da Vinci-Projekt in unserer Klasse vorgestellt und ich war sofort begeistert davon. Ich habe Kontakt mit Frau Rabin aufgenommen, die Mobilitätsexpertin unserer Schule. Nachdem sie mir einiges an Informationsmaterial zugekommen lassen hat, habe ich meine Chefin auf dieses Programm angesprochen und sie war sofort begeistert davon. Zusammen mit der BBS-Syke Europaschule und den Gesamtverantwortlichen für alle EU-Aktivitäten Herrn Hancker haben wir uns nach vielen E-Mails auf ein Land und später auch auf eine Stadt geeinigt.

Es sollte also nach Sevilla gehen. Ich habe vorher noch nie wirklich viel von Sevilla gehört, doch nach dem ich dann endlich das ok bekommen habe, und ein spanischer Zeitungsverlag für mich gefunden wurde, konnte ich es gar nicht abwarten, die viertgrößte Stadt Spaniens kennenzulernen und dort vom 20. März bis zum 14. Mai 2011 zu leben.



Anreise und Wohnen:
Ein paar Tage vor meiner Abreise nach Spanien habe ich den Namen und die Adresse meines Vermieters bekommen. Da ich mich für das Zusammenwohnen mit einem Spanier entschieden habe, wohne ich nun bei einem 34-jährigen Spanier. Am Tag meiner Ankunft wurde ich herzlich empfangen und er meinte sofort, wenn ich irgendein Problem habe, kann ich jederzeit zu ihm kommen. Mein Vermieter wohnt ziemlich bescheiden, hat eine kleine Küche, ein Wohnzimmer, eine Badezimmer, 2 Gästezimmer und natürlich sein Zimmer. Alles ist ziemlich spartanisch eingerichtet, keine Möbel passen zusammen und es hängen auch keine Bilder an der Wand. Ich habe mein eigenes kleines Zimmer mit einem Bett, einem Spiegel und einem Schrank. An dem Abend meiner Ankunft ist auch noch eine 25-jährige Polin angekommen und wohnt nun neben mir. Der Vermieter hat uns alles gezeigt, hat uns auch mit den Regeln seiner Wohnung bekannt gemacht und am Abend mit uns einen Rundgang durch die Stadt gemacht. Jeder Mitbewohner hat ein eigenes kleines Fach in der Küche, wo er sein Essen unterstellen kann, das Gleiche gilt für den Kühlschrank. Abwechselnd hat zu dem jeder einmal in der Woche Putzdienst, d.h. die Küche, das Wohnzimmer und das Badezimmer muss gereinigt werden. Den Vermieter bekommt man nur selten zu Gesicht, wenn man ihn jedoch antrifft, unterhalten wir uns hauptsächlich auf Englisch. Ab der zweiten Woche haben wir uns dann darauf geeinigt, mehr Spanisch zu sprechen.



Sprachschule:
Am zweiten Tag ging es dann früh morgens zur Sprachschule. Da meine Wohnung ziemlich weit am Rand der Stadt liegt, muss ich jeden Morgen ca. 40 Minuten zur Schule laufen. Am ersten Tag in der Sprachschule lagen zur Einstufung ein kurzer Test und ein Gespräch mit einem Lehrer vor uns. Mit mir und der 25-jährigen Polin, die für vier Wochen auf eigener Faust in Sevilla an einem intensiv-Sprachkurs teilnimmt, haben noch viele andere Schüler aus aller Welt angefangen. Vor allem sind hier sehr viele Deutsche, was ich vorher nie gedacht hätte. Nach der Bekanntgabe unserer Kurseinstufung war ich mit fünf anderen Mädchen in einem Kurs. Da die Kurse nicht neu beginnen, sind wir in einen bestehenden Kurs dazugekommen. Unser Lehrer ist sehr nett und kann sogar ein wenig deutsch, trotzdem darf nur Spanisch gesprochen werden. Nach einer Woche haben dann ein paar den Kurs verlassen und neue sind dazugekommen. Zuletzt waren wir 7 Leute aus unterschiedlichen Ländern (Deutschland, Taiwan, England, Russland, Irland). Im Unterricht ging es hauptsächlich darum, unterschiedliche Wörter kennenzulernen und die Aussprache zu üben. Aber auch Grammatik und die Zeitformen kamen nicht zu kurz.



Freizeit:

Jeder der Spanien wirklich kennenlernen möchte, sollte einmal in sein Leben nach Sevilla reisen. Egal welche Vorstellung man auch von „typisch spanisch“ hat, in der Hauptstadt Andalusiens und der viertgrößten Stadt Spaniens Sevilla findet man es. Nach zwei Wochen habe ich zu meinen Eltern gesagt, dass man Spanien erst richtig kennt, wenn man auch diese Stadt besucht hat und vor allem sich auch abseits der touristischen Wege bewegt.

Da unsere Schule nur bis 13.00 Uhr geht, haben wir danach sehr viel Freizeit um die Stadt zu erkundigen. Aber auch von der Sprachschule werden viele Fahrten und Rundgänge angeboten. So haben wir schon viele Gebäude und Bauten in Sevilla erkundigt, aber auch die historischen Städte Ronda und Cádiz besucht. Zudem haben wir uns eine Flamenco-Show angeschaut, die als Geheimtipp Sevilla gilt. Davon waren alle begeistert, und ich finde, dass dieser ausdrucksvolle und kraftvolle Tanz die Art und Weise der Spanier gut wiedergibt. Auf der Straße wird sich laut unterhalten, fast sogar rumgeschrien. Vor allem in den späten Abendstufen kommen die Spanier raus auf die Straßen und sitzen in den Bars. Gegessen werden hier natürlich hauptsächlich Tapas. Bei warmen Temperaturen (zurzeit um die 30 Grad) sitzen wir wie fast alle anderen jungen Leute an dem Fluss, in dem man jedoch leider nicht schwimmen darf. Anders wie in Deutschland macht man auch in der Woche abends viel gemeinsam und kommt erst gegen Mitternacht wieder nach Hause. Ich treffe mich fast jeden Abend mit Freunden und gemeinsam trinken wir einen Tinto Verano, ein fruchtiger Wein mit Limonade. An einem Wochenende bin ich mit einem anderen Mädchen nach Feungirola gefahren, um dort eine andere Freundin zu besuchen. Beide habe ich in der Sprachschule kennengelernt und mich sofort mit ihnen angefreundet. Sie nehmen ebenfalls an dem Leonardo-Da-Vinci-Programm teil und saßen sogar in demselben Flieger.

 

Arbeit

Seit dem 04. April mache ich für 6 Wochen ein Praktikum in einem kleinen Zeitungsverlag, der einmal monatlich eine Veranstaltungszeitung für Sevilla und ganz Andalusien herausgibt. Am meinem ersten Arbeitstag hat mir der Chef nach einem kurzen Gespräch die ersten Aufgaben gezeigt. Da mein Chef nur Spanisch spricht und dies leider auch mit einem sehr starken Akzent, war es für mich am Anfang sehr schwer, ihn richtig zu verstehen. Zum Glück sind unter den andern 10 Mitarbeitern auch zwei Kollegen die Englisch sprechen. Ich muss täglich von 9 Uhr bis 15 Uhr arbeiten und habe eine 15-minütige Pause. Da der Zeitungsverlag nur sehr klein ist, fallen nicht wirklich viele Aufgaben für mich an. So muss ich eher Kleinigkeiten erledigen, wie z.B. Rechnungen sortieren, Bilder auf der Homepage bearbeiten, das aktuelle Kinoprogramm veröffentlichen oder diverse Restaurants in Andalusien in eine Datenbank eintragen. Ein kleines Highlight war für mich eine Präsentation von AirBerlin in einem modernen 4-Sterne-Hotel in Sevilla, bei der man sogar einen Flug gewinnen konnte (den ich aber leider nicht gewonnen habe!). Die Arbeitseinstellung in meinem Verlag ist ganz anders als in Deutschland. Ich bin jeden Tag die erste im Betrieb, alle anderen Kollegen kommen meistens erst 10 Minuten später. Zudem wird viel untereinander geplaudert und immer wieder kleine Zigarettenpausen gemacht. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass ich die Einzige bin, die wirklich konsequent durcharbeitet. Aber das ist nun mal die typisch spanische Mentalität und man gewöhnt sich doch sehr schnell an diese Arbeitseinstellung.

Fazit:

Die letzten Wochen vergingen wie im Flug und ich habe in den letzten Tagen viel unternommen und gesehen. Wir waren an verschiedenen Traumstränden an der Costa de Luz (Matalascañas und Punta Umbria) und im Atlantik schwimmen, waren im Freizeitpark Isla Mágica, haben uns das größte Volksfest Andalusiens, die Feria de Abril, angeschaut, am Salsa-Tanzkurs teilgenommen und waren auf verschiedenen Märkten einkaufen. Ich bin sehr froh darüber gewesen, dass ich mich damals für einen achtwöchigen Auslandsaufenthalt entschieden habe. Auch wenn es zeitweise sehr schwer war, bereue ich diese Entscheidung kein Stück. Nach ungefähr fünf Wochen hat es bei mir „Klick“ gemacht und ich habe Sevilla als meine neue Heimat akzeptiert. Die Arbeit hat mir Spaß gemacht und ich hatte mich an das ungewöhnliche Leben der Spanier gewöhnt. Die Sonne hat mich verwöhnt, ich habe viele nette Leute gelernt. Die letzten Wochen waren wunderschön und haben mir den Abschied sehr schwierig gemacht. Doch leider musste ich dann nach 56 Tagen Auslandsaufenthalt meine Koffer am 14. Mai packen und meinen Weg Richtung Flughafen antreten. Da ich mir viel gekauft habe, war mein Vermieter so nett und hat dorthin begleitet. Der Abschied viel mir wirklich nicht leicht und ich denke, ich werde Sevilla irgendwann wieder besuchen. Allerdings nur als Tourist, denn dort zu wohnen und zu arbeiten kann ich mir nicht vorstellen. Meine Zeit in Spanien verging so schnell und kam mir gleichzeitig wie ein zweites Leben vor. Es war erlebnisreich, unglaublich spaßig, wunderschön und ich habe viele Erfahrungen für mein Leben gesammelt und daher kann ich es jedem nur raten: macht ein Auslandspraktikum und traut euch, denn ihr könnt nur dazu gewinnen.