Nadine C. Kauffrau für Dialogmarketing vom 03.05. bis 14.06.2012 in Kuopio, Finnland

Anreise
Nach einem turbulenten Flug auf dem ich zwischenzeitig dachte, ich befinde mich in einer Achterbahn, war ich froh nach etwa 2 Stunden wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Nachdem ich meinen Koffer vom Boden aufgesammelt hatte (das Laufband für die Koffer hat ein Ende, wo die Koffer runterfallen), ging es mit dem Bus zum Bahnhof von Tampere, wo ich noch etwa eine Stunde auf meinen Zug nach Kuopio warten musste. Diese Zeit nutzte ich um mich in Tampere ein wenig umzusehen.
Nach etwa 4 stündiger Zugfahrt erreichte ich Kuopio wo mich Päivi, meine Betreuerin vor Ort, in Empfang nahm und mich zu meiner Wohnung brachte. Dort angekommen machte ich gleich Bekanntschaft mit 2 meiner Mitbewohnerinnen die sich bereit erklärten mir die Stadt zu zeigen. So sah ich also noch am selben Tag die Innenstadt Kuopios, versorgte mich mit dem Notwendigsten und schlief dann müde und erschöpft ein.

Unterkunft

Ich wohne in einer Studentenwohnung, welche sich direkt auf dem Gelände der Schule befindet, an der ich arbeite. Das ist wirklich von Vorteil, weil ich so immer ein wenig länger schlafen kann, da ich nur etwa 5 Minuten bis zu meinem Arbeitsplatz brauche. Auch preislich ist die Wohnung top!
Die Wohnung teile ich mir mit 6 anderen Mädchen, die immer zu zweit ein Zimmer bewohnen. Nur ich habe mein eigenes Zimmer. Die Küche und das Bad werden von uns allen genutzt. Erst hatte ich Bedenken wie das funktionieren soll aber zum Glück hat jeder ein eigenes Waschbecken mit Spiegel in seinem Zimmer, so dass wir uns das morgendliche Schlange stehen sparen können. Neben dem Waschbecken ist jedes Zimmer mit einem Bett, einem Schreibtisch, einem Kleiderschrank und einem Kühlschrank ausgestattet. Die Sauna, die sich in dem Haus befindet, werde ich nächste Woche einmal ausprobieren.

Eine tolle Sache, die ich bisher noch nicht erwähnt habe ist, dass ich die Gemeinschaftsküche - zu meinem Glück - nicht allzu oft benutzen muss. Für meine Arbeit die ich hier erledige darf ich nämlich kostenlos in der Schulkantine zu Mittag essen, was wirklich immer lecker schmeckt und ich bestimmt nicht annähernd so gut hinbekommen würde. Außerdem ist die Küche normalerweise auch nicht soo sauber, dass ich dort unbedingt kochen müsste. Nur diese Woche hatte ich das Vergnügen die Küche einmal sauber zu erleben, Grund dafür: da das Schuljahr diese Woche zuende geht und die Ferien anfangen werden, müssen alle Schüler die Studentenwohnungen verlassen und diese vorher noch einmal ordentlich sauber machen. Nach dieser Saubermachaktion habe ich die Wohnung fast gar nicht mehr wieder erkannt ;)

Die Unterkunft hatte ich die letzten beiden Wochen beinahe für mich alleine, da alle Schüler das Studentenwohnheim wegen der Ferien verlassen hatten. Der Vorteil daran war, dass ich endlich in den Genuss von schnellem Internet kommen durfte und die ganze Wohnung sauber blieb. Der Nachteil war, dass auch Heidi nun nicht mehr in Kuopio wohnte und wir uns somit nicht mehr die Nachmittage gemeinsam um die Ohren schlagen konnten. Nur für ein Wochenende bekam ich 4 neue Mitbewohnerinnen, da das Studentenwohnheim in den Ferien als Hostel betrieben wird. Bei diesen Mitbewohnerinnen handelte es sich allerdings um ältere Damen, deren Interessen ich nicht ganz teilte, was man schon daran sah, dass die Damen unser Wohnzimmer mit dem Fernseher, wo ich eigentlich das Deutschlandspiel gucken wollte, an dem Abend zum gemeinschaftlichen Singen genutzt haben. Gott sei Dank gibt es Live-Übertragungen über das Internet!

Arbeit

Hier in Kuopio arbeite ich in einer Art Berufsschule, dem „Savo Vocational College“, als persönliche Assistentin von Päivi, worauf  sie, laut eigenen Angaben, sehr stolz ist, da ich ihre erste persönliche Assistentin bin.
Den ersten Tag hat Päivi mich in der Schule rumgeführt, mir etwas über die Schule und Finnland erzählt und mich mit den Lehrerinnen und Lehrern bekannt gemacht. Am nächsten Tag fing dann der normale Arbeitsalltag an:

Eine meiner hauptsächlichen Tätigkeiten ist es, die englischen Curricula der Schule in eine andere Form zu bringen, damit diese von Lehrerinnen und Lehrern bei Auslandseinsätzen genutzt werden können. Wenn ich zwischendurch nichts zu tun habe erledige ich andere anfallenden Tätigkeiten, wie z.B. das Anfertigen von Schreiben oder Unterlagen für andere Austauschschüler. Natürlich kann ich nur englische Schreiben anfertigen, was aber auch kein Problem war, da Päivi für internationale Kooperationen zuständig ist und daher viele Sachen in Englisch erledigt werden müssen.

Auch in den nächsten beiden Wochen habe ich mich um die Überarbeitung der Curricula und die Bearbeitung der anfallenden Tätigkeiten gekümmert, wozu diesmal auch die Erstellung von Statistiken gehörte. Da es hier nicht viel Neues zu berichten gibt werde ich ein wenig mehr von meiner Arbeitsstelle, dem Savo Vocational College, erzählen. Diese Schule ist nämlich nicht ganz so, wie man sie in Deutschland kennt.
Auf den ersten Blick scheint ein Klassenraum ganz normal zu sein, ein Lehrerpult, Tische und Stühle für die Schüler. In so gut wie jedem Klassenraum befindet sich jedoch eine Trennwand hinter der sich z.B. Betten, Zahnarztstühle, Massageliegen usw. mit lebensgroßen Puppen befinden, an denen die Schüler üben können. Auch gibt es Räume mit Badewannen und Wickeltischen für Kinder, wo die angehenden Kindergärtner(innen) ihre spätere Arbeit üben können – alles sieht aus wie in der Realität. Interessant fand ich außerdem einen Korridor wo die Schüler lernen Schaufenster zu dekorieren oder Kleidungsstücke richtig zu präsentieren. Ich denke nun ist es auch nicht mehr verwunderlich, dass die Schule ihren eigenen Friseur- und Beautysalon hat, in dem die angehenden Friseure und Kosmetiker ihr Handwerk an echten Kunden erlernen können.
Da das Schuljahr diese Woche zuende geht konnte ich außerdem bei der Verabschiedung der Schüler zusehen, eine Veranstaltung mit Reden (leider auf finnisch sodass ich nichts verstehen konnte), Musik und einer wirklich tollen Atmosphäre.

Da ich bereits nach 4 Wochen alle Aufgaben erledigt hatte die für mich vorgesehen waren, war ich in den letzten beiden Wochen ständig auf der Suche nach Arbeit. Gott sei Dank meldeten sich nach und nach ein paar Lehrer die noch Hilfe gebrauchen konnten und deren Arbeit ich dann erledigt habe. Und wenn es zu einem Zeitpunkt mal keine Arbeit gab, dann durfte ich gelegentlich auch mal eher gehen.
Einen Tag habe ich außerdem im „Customer Service“, einer Art Bürgerbüro von Kuopio mit Schwerpunkt Tourismus verbracht. Da ich in Deutschland etwas Ähnliches mache,  habe ich den Mitarbeitern dort bei der Beratung von Bürgern und Touristen zugesehen um einen Einblick in die dortige Arbeitsweise zu erhalten.  Und auch ich konnte einer Bürgerin weiterhelfen: die Dame hat in nächster Zeit einen Test auf Deutsch zu absolvieren, weshalb sie noch ein wenig Hilfe bezüglich der Grammatik und der Sprache brauchte. Daher habe ich mir ein paar ihrer Unterlagen angeguckt und Verbesserungsmöglichkeiten mit ihr durchgesprochen.
Ganz besonders gut hat mir in den letzten beiden Wochen das Mittagessen in der Schule gefallen! Da die Schüler nicht mehr da waren gab es nur noch die Lehrerkantine, in welcher ich nun essen durfte. Das war wirklich super, denn die Lehrer, und somit auch ich, bekommen jeden Tag richtig leckeren Nachtisch! :)

Freizeit

In meiner Freizeit versuche ich so viel wie möglich von Finnland zu sehen. Nach der Arbeit gehe ich häufig joggen, immer mit dem Fotoapparat in der Hand, um all die neuen Eindrücke festhalten zu können und einen Grund zu haben, zwischendurch mal eine kleine Pause einzulegen.
Das erste Wochenende hat Päivi mich und 3 weitere Austauschschüler aus Spanien zu sich in ihr Sommerhaus eingeladen, wo sie uns ein traditionelles finnisches Essen zubereitet hat - sehr lecker! :) Am nächsten Tag sind wir dann zusammen nach Maaninka gefahren um uns dort die Wasserfälle anzugucken. Vor Ort beschlossen wir einen kleinen Spaziergang zu machen, wofür sich ein ausgeschildeter Wanderpfad anbot. Später stellte sich jedoch heraus, dass es sich in Wirklichkeit um eine Art Abenteuerparcours mit morschen Geländern und rutschigen und überfluteten Wegen handelt, was das Ganze jedoch erst besonders witzig und interessant gemacht hat.
Da ich mich mit den spanischen Austauschschülern recht gut verstanden hatten beschlossen wir das kommende Wochenende zusammen nach Rovaniemi, der Heimat des Weihnachtsmanns, zu fahren. Zu diesem Zweck mieteten wir uns ein Auto und fuhren am Freitag los. Am selben Abend machten wir einen Zwischenstopp in Oulu, wo wir uns die Stadt anguckten und auch über Nacht blieben. Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Rovaniemi, wo wir für eine Nacht in einem kleinen Sommerhaus mit eigener Sauna unterkamen. Wir verbrachten den gesamten Tag in Rovaniemi, besichtigten die Stadt, besuchten den Weihnachtsmann und überschritten den Polarkreis. Nach einer Nacht im Sommerhaus ging es dann am nächsten Tag zurück nach Kuopio. Auf dem Rückweg machten wir einen weiteren Zwischenstopp in Ranua um uns einen arktischen Zoo anzugucken, was mir besonders gefiel, da dort über 40 unterschiedliche Arten arktischer Tiere anzutreffen sind, unter anderem Schneeeulen, Elche, Eisbären,..

Unter der Woche habe ich viel mit Heidi, eine meiner Mitbewohnerinnen, gemacht. Wir haben uns im Park gesonnt (das Wetter war wirklich super!), sind zusammen essen und shoppen gegangen und haben gemeinsam den Frühlingsflohmarkt hier in Kuopio besucht. Mit Päivi und 4 weiteren Austauschschülern aus Deutschland habe ich außerdem das historische Museum Kuopios besichtigt. Es waren wirklich tolle Tage, genauso wie der Ausflug mit Päivi zum Puijo Tower, in dessen Anschluss wir noch zu Lidl gefahren sind, dem mit Abstand günstigstem Supermarkt hier in Finnland.  Leider liegt er weit von meiner Wohnung entfernt, weshalb ich dort nicht immer einkaufen gehen kann, nur diesmal hatten wir ein Auto und ich konnte mir das erste Mal in Finnland ohne schlechtes Gewissen Schokolade kaufen (nicht wegen der Kalorien sondern wegen des Preises!).
Besonders gut hat mir mein Trip nach Stockholm gefallen. Am Donnerstagmorgen ging es mit dem Zug los nach Turku, wo ich nach etwa 5stündiger Fahrt ankam. Bis zu meinem Hotel musste ich noch etwa 45 Minuten laufen, obwohl es auf der Karte wesentlich näher am Bahnhof gelegen schien. Nachdem ich meine Sachen im Hotel abgelegt hatte machte ich mich auf den Weg in die Innenstadt Turkus, wo ich den restlichen Tag verbrachte.
Am Freitagmorgen ging es dann mit dem Schiff nach Stockholm. Die Fahrt dauerte 9 Stunden, weshalb ich auch meine eigene Schlafkabine auf dem Schiff hatte. So kam ich also abends in Stockholm an und musste völlig erschöpft noch 1 Stunde zu meinem Hotel laufen. Ja, ich hätte mir auch ein Taxi nehmen können aber irgendwo muss man ja sparen. Dort angekommen war allerdings alle die Anstrengung entschädigt, da das Hotel einfach klasse war! Ich hatte meinen eigenen Balkon auf dem Zimmer, von dem aus ich über ganz Stockholm gucken konnte - wunderschön!
Nach einer angenehmen Nacht und einem leckeren Frühstück war ich am nächsten Tag gestärkt für meine Stockholmbesichtigung. Da ich nur diesen einen Tag Zeit hatte ganz Stockholm zu sehen lief ich von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten, ohne auch nur eine Pause zu machen. Ich lief insgesamt 8 Stunden mit Jeans und Stiefeln in der prallen Sonne herum. Es war wirklich anstrengend, ich bekam einen Sonnenbrand und meine Füße taten anschließend extrem weh aber es war mein bisher bester Ausflug, da Stockholm eine wunderschöne und absolut sehenswerte Stadt ist!
Noch am selben Abend ging es mit dem Schiff zurück nach Turku. Natürlich vergaß ich die Uhr wieder vorzustellen, weshalb ich erst eine Stunden vor Ankunft in Turku von einer Durchsage geweckt wurde. Ich zog mich in Windeseile um, packte meine Sachen zusammen und schaffte es gerade noch rechtzeitig zu dem wirklich grandiosen Board-Frühstück.

Die vorletzte Woche habe ich noch einmal genutzt um nach Helsinki zu reisen. Leider hatte ich mir ein regnerisches und stürmisches Wochenende ausgesucht, weshalb der Ausflug nicht ganz so toll war. Am Freitag fuhr ich mit dem Zug nach Pasila, einem kleinen Vorort von Helsinki. Dort verbrachte ich die erste Nacht in einem Hotel um mich am nächsten Morgen auf den Weg nach Helsinki machen zu können. Leider hat es auf dem Weg dorthin geregnet, sodass ich ein wenig nass geworden bin. In Helsinki angekommen hatte ich jedoch „Glück“ mit dem Wetter, da es „nur“ stürmisch war, nicht aber geregnet hat. Helsinki an sich war jedoch trotzdem schön und ich konnte ein paar Mitbringsel für meine Familie einkaufen.
Das letzte Wochenende habe ich dann in Kuopio verbracht. Ich bin shoppen und schwimmen gewesen, habe die „Handwerkergasse“ Kuopios besucht und bin noch einmal den Puijo Tower hochgelaufen. Na gut, einmal ist gelogen, da ich erst über die Straße auf der einen Seite des Berges hochgelaufen, dann auf der anderen Seite die Treppenstufen runtergelaufen bin, um mir die Skisprungschanzen von unten angucken zu können, dann die Treppenstufen wieder hochgelaufen bin, einen kleinen Umweg zu einer Farm gemacht habe und dann schließlich wieder runtergelaufen bin. Eigentlich wollte ich am nächsten Tag joggen gehen, woraus allerdings, aufgrund meines starken (!) Muskelkaters nichts geworden ist.

Rückfahrt

Da mein Flug am Donnerstagmorgen ging und es keine Zugverbindung so früh morgens gab, reiste ich einen Tag eher ab. Nachdem Päivi mich zum Bahnhof gebracht und wir uns verabschiedet hatten, machte ich mich also am Mittwoch auf den Weg nach Tampere. Da ich Geld sparen wollte fasste ich den Plan am Flughafen oder am Bahnhof zu übernachten. Diesen Plan musste ich allerdings recht schnell wieder verwerfen, da ich vor Ort erfuhr, dass sowohl der Flughafen als auch der Bahnhof über Nacht geschlossen sind. Somit musste ich mir auf die letzte Minute ein Hostel suchen und doch noch ein wenig mehr Geld ausgeben (naja, war bestimmt auch bequemer als es am Bahnhof oder Flughafen gewesen wäre ;) ).

Fazit

Das Auslandspraktikum hat mir wirklich Spaß gemacht. Ich bin sehr viel gereist, habe neue Leute kennengelernt und enorm an Erfahrung gewonnen. Natürlich habe ich auch eine Menge gelernt während meines Auslandspraktikums. Da ich nur Englisch sprechen konnte habe ich meine Sprachkenntnisse sehr verbessert. Außerdem bin ich eigenständiger geworden, was vor allem daran lag, dass ich alleine und nicht wie in Deutschland bei meinen Eltern gewohnt habe. Durch das viele Reisen habe ich gelernt offen auf Menschen zuzugehen wenn ich Fragen jeglicher Art habe. Auch hat mich das ganze Auslandspraktikum selbstbewusster gemacht. Natürlich sollte man auch nicht vergessen, dass man einen Einblick in ein komplett fremdes Land, deren Einwohner, Kultur, usw. bekommt! Aus all diesen Gründen und weil man sicherlich nicht jeden Tag eine solche Chance bekommt, würde ich jedem ein solches Praktikum empfehlen!